Die Schneidezähne sind lange schaufelförmige Zähne. Sie bestehen aus Zahnschmelz, Zahndentin und Zahnzement. Es sind sich selbstschärfende, schmelzkelchige Zähne, die nach abgeschlossenem Zahnwechsel in voller Länge im Kiefer angelegt sind, ca. 8 cm.
Sie schieben mit einer Rate von ca. 3 mm / Jahr aus dem Kiefer und haben sich beim Steppentier Pferd auch um diese 3 mm abgenutzt. Da das Steppengras sehr hart und karg war, musste das Pferd dieses Gras wirklich abbeißen und nahm dabei auch immer etwas Sand mit auf, wodurch die Schneidezähne abnutzt wurden. Außerdem war das Steppengras sehr silikathaltig, was zusätzlich zur Abnutzung. Die Schneidezähne dienten außerdem zum Ausgraben von Wurzeln und Mineralien.
Mit der Anpassung des Pferdes an den Menschen wurde die Abnutzung der Schneidezähne fasst gänzlich ausgeschaltet. Unsere bewirtschafteten Weiden verfügen über dichtes, weiches und silikatarmes Gras. Beim Abbeißen werden kaum abreibende Stoffe, wie Sand, mit aufgenommen. Oftmals ist zu beobachten, dass die Pferde das Gras einfach mit Ihren starken Lippen abrupfen. Die Schneidezähne schieben also raus und werden nicht abgenutzt.
Noch schlimmer ist es bei Pferden die ausschließlich in Boxen gehalten werden, hier wird alles Futter serviert ein Abbeißen ist überhaupt nicht mehr erforderlich.
Die sehr schnell zu lang werdenden Schneidezähne halten die Backenzähne auseinander, um trotzdem kauen zu können bringt das Pferd mit seinem starken Kaumuskel vermehrt Druck auf, um die Backenzähne aufeinander zu bekommen. Durch den Druck der nun auf den Schneidezähnen lastet, lösen sich deren Zahnfächer auf und geben nach. Die Schneidezähne kippen nach vorne heraus. Dies führt dann zu Zahnfleischrückgang und Zahnfleischentzündungen.