Das Gebiss des Urpferdes hatte sieben bis acht kurzkronige Backenzähne in einer Zahnreihe und war dem des Menschen und des Hundes sehr ähnlich. Das Urpferd war ein Blattfresser, ein Äser. Im Laufe der Evolution entwickelten sich die Pferde zu großen auf Steppen und Tundra lebenden Tieren, deren Hauptnahrung aus Steppengras bestand.
Um dieses Gras zerkleinern zu können entwickelten sich sechs der kurzkronigen Backenzähne zu langen schmelzfaltigen Zähnen. Nach abgeschlossenem Zahnwechsel sind diese in voller Länge von ca. 10 cm im Kiefer angelegt. Sie schieben mit einer Rate von ca. 3 mm / Jahr aus dem Zahnfach und nutzen sich auch mit dieser Rate ab.

Der siebte, nicht umgewandelte, Zahn ist der Wolfszahn, der uns heute gerne Probleme beim Reiten bereitet. Er ist meistens vor dem ersten Backenzahn im Oberkiefer zu finden, kann aber auch im Unterkiefer auftreten. Die Entfernung ist ein kleiner problemloser Eingriff.

Beim heutigen Pferd ist jeder Backenzahn ein kleiner Mühlstein dessen Oberfläche mit Kaugraten versehen ist. Die Backenzähne im Oberkiefer sind breiter als die im Unterkiefer. Der Unterkiefer ist schmaler als der Oberkiefer. Die Unterkieferbackenzähne stehen zur Hälfte nach innen versetz auf einem Drittel des Oberkieferbackenzahns, in einem Winkel von ca. 15°, aufeinander. Alleine hierdurch besteht die Möglichkeit, dass diese Zähne unten innen und oben außen scharf werden können.

Das Grundproblem liegt aber woanders. Ein Pferdegebiss das entspannt über die gesamte Kaufläche mahlen kann, wird nicht scharf und bekommt auch keine Haken. Die Ursache für Haken und Schärfen sind zu lange Schneidezähne, die die Backenzähne auseinander halten. Durch den verstärkten Druck, den das Pferd nun aufbringen muss um mahlen zu können verbiegt sich der Oberkiefer in den Unterkiefer. Durch diese Verbiegung entstehen auf den ersten unteren Backenzähnen Rampen, die im Laufe der Zeit immer höher werden und den Antagonisten im Oberkiefer zerstören. Im hinteren Bereich an den letzten Backenzähnen sind meistens Haken zu beobachten, die beim mittelalten Pferd oft schon bis in den Oberkiefer ragen und den kompletten Kiefer verriegeln.

Durch diese Verriegelungen und durch das verstärkte Drücken, ist ein entspanntes Mahlen nicht mehr möglich und die Kaufläche wird nur noch zum Teil benutzt. So bleiben oben außen und unten innen rasiermesserscharfe Schmelzkanten stehen, die die Zunge und die Schleimhaut verletzen.

Durch eine regelmäßige, am besten jährliche, Kontrolle und Pflege können die Schneidezähne auf normaler Länge gehalten, hohe Strukturen entfernt und die Schärfen gerundet werden.